24.01.2024, 19:30 Uhr: Volkshochschule Inzigkofen

„Verkehrte Welt“ in der Fastnacht an der Oberen Donau

Vortrag zu den Anfängen des Bräutelns vor 350 Jahren

Unter dem Titel „Verkehrte Welt“ beleuchtet Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber am
kommenden Mittwoch, 24. Januar 2024, 19.30 Uhr, im Gewölbesaal der
Volkshochschule Inzigkofen in einem bebilderten Vortrag die bis in das 16. und 17.
Jahrhundert zurückreichenden ältesten schriftlichen Hinweise auf das
Fastnachtsbrauchtum und insbesondere die Brauchform des Bräutelns in den
Städten und Dörfern an der Oberen Donau. Zur Veranstaltung laden das
Bildungswerk und die Ledigengesellschaft Inzigkofen ein, die in diesem Jahr ihr
200jähriges Bestehen und ihre erste schriftliche Erwähnung als „Theatergesellschaft“
im Jahr 1824 feiern kann. Der Besuch des Vortrags ist eintrittsfrei, Spenden sind
willkommen.
Auch wenn die Herleitung des Bräutelns von der wiederbelebten Heiratslust nach
den Notjahren des Dreißigjährigen Krieges eine nicht zu belegende Legende ist,
lässt sich in Sigmaringen und Bingen der Initiationsbrauch zur Aufnahme frisch
verheirateter Männer in die Bürgergesellschaft in das ausgehende 17. Jahrhundert
zurückverfolgen. Träger des Brauches waren bereits vor 350 Jahren die
unverheirateten Jungmänner, die sog. ledigen Gesellen oder Burschen, die in die
obrigkeitlichen Akten vor allem durch ihre Alkoholexzesse und ihre Rauflust
vorzugsweise mit den Jungmännern der Nachbarorte Eingang finden. Ursprünglich
war das „Bengelreiten“ der grünen Hochzeiter allenthalben mit einem kalten Vollbad
in einem Brunnen oder gar einem eiskalten Fließgewässer verbunden, von dem man
sich allerdings mancherorts durch die Einladung der Jungmänner zu einem Umtrunk
freikaufen konnte.
Die Zähmung und Domestizierung des Brauches zum wasserfreien Spektakel
beschränkt sich dabei im Wesentlichen auf Sigmaringen, während in verschiedenen
ländlichen Nachbarorten und namentlich auch in Inzigkofen die archaischere Urform
des Eintauchens zumindest der Beine der Bräutlinge in den Brunnen oder gar des
Vollbades im Fall ehemaliger Lediger bis heute lustvoll praktiziert wird. Weitere
Themen des Vortrags sind das Verhältnis von Fastnacht und Fastenzeit, das von den
Pfarrern ihren Pfarrkindern zu reichende Fastnachtsküchlein, die Inzigkofer
Klosterfastnacht, die Gewalt in der Fastnacht, die jungen Burschen als Brauchträger
und die lange Jahrhunderte eingeschränkte Rolle der Frauen in der 5. Jahreszeit.

12.02.2024 :

Ledigenball Römerhalle Inzigkofen